Ananans im Wasser

5 Mythen und Fakten über Sperma

Sicher ist euch die ein oder andere Aussage rund um Sperma schon mal über den Weg gelaufen. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein paar Folgen aus der Serie Nip/Tuck, bei denen es um Hautverjüngung mithilfe von Samenflüssigkeit ging oder den beliebten „Hausfrauentipp“, dass man vor einem Blowjob reichlich Ananas für einen süßlichen Geschmack konsumieren sollte. In Pornos werden zudem häufig schier nicht enden wollende Cumshots gezeigt, die mehr an eine Szene aus Scary Movie erinnern als an einen realistischen Samenerguss…

Cumshot Scene Scary Movie

Erst kürzlich musste ich mir wieder die Sache mit dem Ananassaft vor einem Date anhören. Auch wenn es mit einem Augenzwinkern gemeint war, hat es mich dazu veranlasst, mal genauer nachzulesen, ob es sich dabei um einen Fakt oder um ein hartnäckiges Gerücht handelt. Und wenn wir schon mal beim Thema sind, versuche ich gleich mit weiteren Geschichten aufzuräumen.

1. Macht Ananas Sperma süß?

Tatsächlich gibt es Studien, die Zusammenhänge von Ananassaft und Sperma untersuchen. Zum Beispiel hat man das mit Wildschweinen und Rindern getestet. Allerdings ging es dabei um die Haltbarkeit und Qualität von Sperma in einem Laborsetting zwecks künstlicher Befruchtung. Eine Studie aus dem Jahr 2021 hat sich den Einfluss des Verzehrs von Obst und Gemüse auf den Antioxidantienstatus und die Spermaqualität genauer angesehen und kommt auch bei Menschen zu dem Ergebnis, dass ein erhöhter Verzehr von Obst und Gemüse die Spermienqualität positiv beeinflussen kann.

Aber was ist jetzt mit dem Geschmack?
Menschliches Sperma besteht zu etwa 90 % aus Wasser. Den restlichen Anteil machen Proteine, Hormone, Mineralien und andere Stoffe aus. Unter anderem enthält es aber auch Fruktose, also Fruchtzucker. Will man den Geschmack des Ejakulats beeinflussen, müsste man die chemische Zusammensetzung dessen verändern. Viel Süßes essen, wäre dann wohl angesagt. Dazu gäbe es allerdings keine qualitativ aussagekräftigen Studien, so Dr. Jeff Foster, weil ein solches Studienvorhaben schwer zu finanzieren sei. „Hey, lasst uns mal eine Studie machen, bei der wir Sperma kosten!“, klingt verlockend, aber denkbar schwierig vor einer Ethikkommission fachlich zu begründen.

Milch mit Strohhalm probieren

Unser Verdauungssystem zerlegt Essen und Getränke und nur einzelne Bestandteile werden dann zur Samenproduktion verwendet. Unsere Ernährung hat gewiss einen Einfluss auf die Spermaqualität, Änderungen an unserem Essverhalten würden sich jedoch erst nach Wochen auf die Beschaffenheit der Spermien auswirken. Wenn ihr das Gefühl habt, Sperma schmeckt je nach „Versuchskanninchen“ verschieden, kann das diverse Gründe haben, bspw. Genetik, generelle Ernährung und Aktivität der Person oder ein gesunder Lebensstill. Ein Glas Saft vor dem Blowjob macht definitiv keinen Unterschied.

2. Schaden Alkohol und Zigaretten den Spermien?

Alkohol und Zigaretten schaden eurem ganzen Körper und Nervensystem. Was für den Körper nicht gut ist, schadet auch dem Sperma. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2017 kommt zu dem Schluss, dass der Konsum von Alkohol, Tabak oder Marihuana die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.

Forschende fanden z. B. heraus, dass starke Raucher eine um 19 % niedrigere Spermienkonzentration als Nichtraucher hatten. Zudem gibt es Zusammenhänge von erektiler Dysfunktion und Zigarettenrauch. Auch hier gilt wie oben schon beschrieben: wer gesund lebt, spritzt auch gesünder.

Wassertropfen

3. Welche Menge wird bei einer Ejakulation freigesetzt?

Klar, kann es geil sein, wenn möglichst viele Schüsse fallen und diese am besten auch noch möglichst weit geschleudert werden. In Pornos wird dabei gern geschummelt und mit Ersatzflüssigkeiten off screen nachgeholfen oder Szenen entsprechend zusammengeschnitten, sodass man sich manchmal fragt: „Wow, bei dem kommt echt viel – ist bei mir eigentlich alles in Ordnung?“

Die durchschnittliche Menge eines Samenergusses beträgt etwa 2 bis 6 Milliliter. Das ist ungefähr ein Teelöffel voll. Dabei enthält diese Menge ca. 20 bis 150 Millionen Spermien, was nicht mal einem Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Rund um die Ejakulation gibt es auch einige Rekorde, die mehr oder weniger augenzwinkernd über die letzten Jahre aufgestellt wurden. Schaut dazu gern mein Video zum Thema „Coronanieren“ an.

Falls ihr euch fragt, wie man das Volumen beeinflussen kann: zwei bis drei Tage vor dem gewünschten Erguss nicht ejakulieren und während der sexuellen Begegnung dann alles dafür tun, dass ihr möglichst entspannt und horny seid. Auch hier gibt es jedoch ganz natürliche Schwankungen, jeder kommt anders.

depressiver Mops mit Decke

4. Kann Sperma bei Depressionen helfen?

Vergleicht man Frauen, die mit Kondom Sex haben und solche, die ohne Kondom Sex haben anhand ihrer Depressionswerte, kommt man zu den interessanten Ergebnissen, die in einer Studie von 2002 publiziert wurden: Frauen, die ohne Kondom Sex hatten, zeigten geringere Depressionswerte sowie ein vermindertes Suizidrisiko. Bei Frauen, die keine Kondome benutzten, stiegen zudem die Depressionswerte mit zunehmender Zeitspanne seit dem letzten sexuellen Kontakt wieder an. Als mögliche Erklärung für die „Stimmungsaufhellung“ sehen die Forschenden die im Sperma enthaltenen Hormone an.

Während hier einzig die vaginale Aufnahme untersucht wurde, bleibt nur zu vermuten, ob der Effekt auch bei oraler oder analer Aufnahme ähnlich beobachtbar wird. Außerdem gibt es weitere Limitierungen hierbei zu beachten: Die Frauen, die keine Kondome nutzten, hatten auch generell öfter Sex als die, die mit Kondomen Verkehr hatten. In der Studie selbst ist der Satz „our findings raise more questions than they answer“ zu lesen, darum bitte Vorsicht mit vorschnellen kausalen Schlussfolgerungen!

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5. Ist Sperma gut für die Haut?

Eingangs hatte ich ja die Storyline in Nip/Tuck erwähnt. Dabei kommt irgendwann raus, dass das Geheimnis ewig jugendlicher Haut eine Creme mit einer ganz besonderen Zutat ist: Sperma. Ergibt das Sinn? Wirkt Ejakulat auf der Haut tatsächlich verjüngend oder sorgt für weniger Falten?

Fehlanzeige. Ihr habt ja bereits gelernt, dass Sperma größtenteils aus Wasser besteht. Die sonstigen Bestandteile sind nicht nachweislich als Kosmetik für eure Hand anwendbar. Im Gegenteil, Sperma kann sogar eine allergische Reaktion ähnlich wie bei Menschen mit Heuschnupfen hervorrufen. Wissenschaftliche Belege für ein wirkungsvolles „Facial“ aus Ejakulat gibt es nicht. Darüberhinaus lauft ihr bei Spritzern ins Gesicht zusätzlich Gefahr, eine STI im Auge zu bekommen.

Dieses Thema ist sogar so sehr gefragt, dass auch das Grindr-Team in ihrem Blog dazu einen Artikel verfasst hat. Auch an dieser Stelle noch einmal von mir der Hinweis: Stay safe!

Weitere Quellen:


Fotos: Sumner Mahaffey, The Humble Co., Abigail, Matthew Henry, Yulissa Tagle via Unsplash